Frank: „Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode unseres Podcasts! Hier sind wieder Frank und Dani, bereit, mit euch tief in die jüngsten Europawahlen einzutauchen. Was für eine Wahl war das!“
Dani: „Ja, Frank, das waren wirklich spannende Tage. Fast 360 Millionen EU-Bürger waren zu den Wahlurnen gerufen, um die 720 Abgeordneten des Europäischen Parlaments zu wählen. Und die Ergebnisse könnten kaum diverser sein.“
Frank: „Stärkste Kraft im EU-Parlament bleibt die Europäische Volkspartei (EVP) mit 184 Mandaten – das sind 25,6 Prozent. Auch die S&D-Fraktion konnte einen beachtlichen Teil der Stimmen einfahren, kommt aber nur auf 19,3 Prozent. Aber Dani, lass uns nicht um den heißen Brei herumreden – das rechte Lager ist stärker denn je herausgegangen.“
Dani: „Das stimmt. Die AfD in Deutschland, die FPÖ in Österreich, Rassemblement National in Frankreich und Fratelli d’Italia in Italien haben bemerkenswerte Gewinne erzielt. Besonders in Frankreich sorgte das Ergebnis für ein politisches Erdbeben: Präsident Macron löste das Parlament auf und rief Neuwahlen aus.“
Frank: „Eine höchst ungewöhnliche Entscheidung, Dani. Der Wahlkampf war auch nicht ohne Skandale. Erinnert ihr euch zum Beispiel an den kuriosen Vorfall in Österreich, als FPÖ-Chef vor laufender Kamera einen Wahlkampfslogan falsch zitierte und daraus eine Internet-Meme-Flut entstand?“
Dani: „Ja, das war wirklich kurios! Adrian von der FPÖ wurde so zum viralen Hit – leider nicht in der Weise, die er sich gewünscht hatte. Aber ernsthaft: Die gestärkten rechten Kräfte in Europa sind kein Grund zum Lachen. Die gestrige Wahl hat gezeigt, die Demokratie hat gelitten. Aber sie hat nicht verloren. Wir Demokraten sind mehr!“
Frank: „Genau. Und nun zu den Details in Deutschland. Das dichtgedrängte Bild zeigt CDU/CSU als Sieger mit 30 Prozent der Stimmen, weit vor der AfD mit 15,9 Prozent. Die SPD und die Grünen erlebten herbe Verluste mit nur 13,9 Prozent bzw. 11,9 Prozent. Die FDP erreichte knapp 5,2 Prozent, während die Linke auf historische 2,7 Prozent abrutschte. Während ich so hier sitze und die Ergebnisse der Europawahl betrachte, frage ich mich: Ist diese Wahl eine Art Testlauf oder ein Zeugnis für die Bundesregierung? Einerseits könnte man sagen, die Ergebnisse spiegeln das Vertrauen oder eben das Misstrauen der Bürger gegenüber der aktuellen Regierung wider. Diese massive Unterstützung für die AfD – sind das wirklich nur Protestwähler oder steckt da mehr dahinter? Die Verluste bei SPD und Grünen sind offensichtlich schmerzhaft und werfen ein kritisches Licht auf die Regierungsarbeit und deren Kommunikation. Gleichzeitig zeigt die gestärkte CDU/CSU jedoch, dass manche Bürger immer noch Stabilität und Tradition suchen. Letztlich handelt es sich wohl um beides: Ein Testlauf, der aufzeigt, was 2025 bei der Bundestagswahl wichtig wird, und gleichzeitig ein aktuelles Zeugnis der Regierungszeit, das unser kollektives Wohlwollen oder unsere Frustration offenbart.“
Dani: „Erhellend ist jedoch nicht nur, wer wie viele Stimmen bekommen hat, sondern vor allem, von wem. Insbesondere die Ergebnisse bei den Jugendlichen zwischen 16 und 24 Jahren zeigen, dass traditionelle Parteien zunehmend an Attraktivität verlieren. Hier erzielte die AfD erschreckend hohe Zustimmungswerte.
Während ich die Wahlergebnisse durchblättere, fühle ich eine Welle der Freude und Hoffnung, wenn ich sehe, dass sich bereits 16-Jährige an dieser Europawahl beteiligen konnten. Junge Menschen entscheiden über die Zukunft, und es ist so wichtig, dass sie gehört werden und Verantwortung übernehmen dürfen. Viele argumentieren, dass 16-Jährige nicht reif genug seien, um solche Entscheidungen zu treffen, aber ich denke, das ist Unsinn. Diese Jugendlichen sind die kommenden Generationen, sie müssen mit den Konsequenzen der aktuellen politischen Entscheidungen leben, also sollten sie auch mitbestimmen können. Sie sind aktiv, informiert und motiviert, Dinge zu verändern – viele von ihnen engagieren sich bereits leidenschaftlich für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und digitale Freiheit. Ihre frischen Perspektiven und ihr Drang nach Veränderung sind genau das, was wir brauchen, um starr gewordene Strukturen aufzubrechen und in Richtung einer gerechten und nachhaltigen Zukunft zu gehen. Es erfüllt mich mit Stolz und Hoffnung zu sehen, dass diese jungen Stimmen endlich gehört werden.
Nur eins verstehe ich einfach nicht: warum haben sich so viele junge Menschen für eine populistische Partei entschieden? Die Kampagne der AfD war wirklich miserabel – schlecht gemacht und ohne klare Vision oder Substanz. Und die internen Streitigkeiten sollten doch eigentlich abschreckend wirken. Sie sind aus der Fraktion im Europaparlament geflogen und ihr Spitzenkandidat musste aufgrund unseriöser Machenschaften untertauchen. Wie konnte diese Partei trotzdem so viele junge Wähler anziehen? Viele sind der Meinung, dass Social Media der Grund ist. Und ja, es ist ein wichtiges Medium, junge Menschen zu erreichen. Leider sind die Inhalte genauso substanzlos wie die Plakate.
Sie machen einfache Versprechen. Ja, die AfD macht es sich einfach und liefert leicht verdauliche Phrasen für komplexe Themen, die den jungen Wählern schnelle Lösungen und einfache Antworten in einer unsicheren und komplexen Welt bieten. Keine komplizierten Diskussionen über Klimawandel oder europäische Integrität – einfach Slogans, die irgendwas versprechen. Es ist verführerisch, sich von solchen einfachen Lösungen anziehen zu lassen, vor allem, wenn man das Gefühl hat, von den traditionellen Parteien nicht gehört zu werden.
Aber diese Vereinfachung ist gefährlich. Politische und gesellschaftliche Probleme sind nun mal komplex, und einfache Antworten reichen nicht aus, um sie zu lösen. Die jungen Menschen müssen das verstehen und wir müssen ihnen dabei helfen, differenzierter zu denken und kritisch zu hinterfragen. Es ist unsere Aufgabe, nicht nur ihre Stimmen zu hören, sondern auch ihre politischen Kompetenzen zu stärken und ihnen die Werkzeuge zu geben, um diese Vereinfachungen zu durchschauen. Nur so können wir eine nachhaltige und gerechte Zukunft gestalten.“
Frank: „Absolut. Es spricht Bände, dass junge Menschen trotz der Appelle von Holocaustüberlebenden, die die Wichtigkeit demokratischer Wahlen betonten, eine antidemokratische Partei zur zweitstärksten Kraft machen. Das zeigt, dass wir dringend mehr in politische Bildung und Demokratieförderung investieren müssen.“
Dani: „Lasst uns auch einen Blick auf die regionale Verteilung werfen. In Sachsen, Thüringen und Brandenburg wurde die AfD mit etwa 30% der Stimmen stärkste Kraft. Besorgniserregend sind nicht nur die hohen Zahlen bei der AfD, sondern auch die bevorstehenden Landtagswahlen in weniger als drei Monaten.“
Frank: „Hier gilt es, alle Kräfte zu mobilisieren. Unterstützung der Demokrat*innen vor Ort ist entscheidend. Begegnungen und Gespräche sind die Schlüssel, um Vertrauen zurückzugewinnen – vor allem im ländlichen Raum. Und dies in einer Atmosphäre, die durch immer häufiger werdende Angriffe auf politische Engagierte geprägt ist, ist das keine leichte Aufgabe.“
Dani: „Eine der kuriosesten Geschichten stammt übrigens aus Italien. Matteo aus Rom, ein Anhänger der Fratelli d’Italia, beschloss, den Wahlkampf seiner Partei mit einer riesigen Pizza-Party zu unterstützen. Natürlich war dies nur eine PR-Aktion, aber sie brachte ihm für einen Tag den Spitznamen ‚Pizza-Politiker‘ ein und bekam in den sozialen Medien unerwartet viel Support.“
Frank: „Ein wirklich seltsamer Wahlkampfzug, aber wenn es hilft, oder? Doch jetzt zurück zum Ernsthaften. Die demokratischen Werte Europas stehen auf dem Spiel und wir dürfen jetzt nicht aufgeben.“
Dani: „Es ist richtig, was du sagst, Frank. Vor allem die Ergebnisse in Thüringen haben etwas Positives gezeigt: Die AfD konnte dort kein einziges Amt als Landrat holen. Das zeigt, dass unser Engagement etwas bewirkt hat. Anfang des Jahres standen sie noch bei 23%, nun sind sie auf 15,9% gefallen.“
Frank: „Ein Funken Hoffnung in der Tat, Dani. Und wir sollten diese Hoffnung nähren und stärken. Wahlbeteiligung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Leider stagnierte die Wahlbeteiligung bei rund 50%, was zeigt, dass viele Menschen das Vertrauen in das politische System verloren haben oder sich einfach nicht mehr engagieren wollen.“
Dani: „Denkt daran: Demokratie lebt von der Beteiligung. Wenn wir wollen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt, müssen wir jetzt gemeinsam aufwachen und aktiv werden. Jeder Einsatz, jedes Gespräch und jede Stimme zählt.“
Frank: „Noch ein paar Gedanken zu unseren europäischen Nachbarn: Trotz der Erfolge der Grünen und linken Parteien in Ländern wie Deutschland und Spanien, bleibt die dominierende Kraft die EVP. Die Liberalen kommen auf 11,1%, die EKR-Fraktion auf 10,1%, die Grünen auf 7,2% und die Linke auf 5,0%. Aber all diese Zahlen zeigen auch, dass pluralistische und demokratische Kräfte immer noch stark sind.“
Dani: „Und zum Abschluss: Bleibt informiert, bleibt engagiert und vergesst nicht, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist. Sie wird durch unseren täglichen Einsatz erhalten und gestärkt. Danke, dass ihr heute zugehört habt und bleibt wachsam!“
Frank: „Danke, dass ihr dabei wart. Bis zum nächsten Mal – bleibt informiert und engagiert!“
Weiterführende Informationen zur Episode
Wissenswertes zu Europäischen Union