Bock auf Politik - Folge 6: 8. Mai - Tag der Befreiung

Frank: Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe unseres Podcasts – ein Ort des Dialogs und der Erinnerung. Mein Name ist Frank und neben mir sitzt Dani.

Dani: Moin! Ja… Heute widmen wir uns einem bedeutsamen Datum in der Geschichte Deutschlands – dem 8. Mai, den wir als Tag der Befreiung kennen. Dieser Tag erinnert uns an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa und den Zusammenbruch des Naziregimes.

Frank: Ein düsteres Kapitel in der Geschichte, das mit dem systematischen Mord an sechs Millionen Juden, Kriegsverbrechen, Abermillionen von getöteten Zivilisten und vielen weiteren Gräueln einherging – den Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die das Naziregime zu verantworten hat. Es war eine Zeit, in der Menschen aufgrund ihrer Religion, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, politischen Überzeugungen, ihrer sexuellen Orientierung oder körperlichen und geistigen Fähigkeiten verfolgt, entrechtet und getötet wurden.

Dani: Das unvorstellbare Ausmaß der Vernichtung, die in den Konzentrationslagern und durch die Kriegsführung geschehen ist, mahnt uns bis heute und unterstreicht unsere Verantwortung: Wir müssen dieses Wissen wachhalten, es vermitteln, damit die Erinnerung daran weiterlebt und die Lehren daraus gezogen werden.

Diese Verantwortung wird umso dringlicher, wenn wir betrachten, dass Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit nach wie vor Teile unserer Gesellschaft bedrohen. Der Tag der Befreiung ist daher nicht nur der Anlass, uns der Opfer zu erinnern, sondern uns auch der Kostbarkeit unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung bewusst zu werden.

Wir verpflichten uns damit auch, wachsam zu sein und konsequent gegen Tendenzen vorzugehen, die unsere Werte infrage stellen. Wir dürfen keine Toleranz gegenüber Ideologien zeigen, die auf Hass und Ausgrenzung aufbauen. Es geht um mehr als das Gedenken; es geht um Handlung, um das aktive Schaffen einer Gesellschaft, die solche Dunkelheit niemals mehr zulässt.

Frank: Es ist die Aufgabe von uns allen, in unserem Alltag für die Werte einzustehen, für die so viele mutige Frauen und Männer während der Schreckenszeit des Nationalsozialismus gekämpft und ihr Leben gelassen haben. Es ist die Aufgabe von uns allen, zu verhindern, dass sich die Vergangenheit wiederholt.

Lasst uns am 8. Mai innehalten, reflektieren und uns der unbeugsamen Hoffnung zuwenden, dass durch Bildung, Erinnerungskultur und den ständigen Kampf für Menschenrechte und Gerechtigkeit das Andenken an das Leid und die Stärke derjenigen, die sich widersetzt haben, stets lebendig bleiben. Unser Commitment ist es, eine Zukunft zu gestalten, in der Freiheit, Respekt und die Würde jedes menschlichen Wesens als unantastbar gelten und gelebt werden.

Dani, vielleicht möchtest du darauf eingehen, welche konkreten Schritte wir unternehmen können und müssen, um die Bedeutung des 8. Mai in unsere heutige Zeit zu tragen und die Lehren aus unserer Geschichte für die Herausforderungen der Gegenwart anzuwenden.

Dani: Lass uns das zusammen anschauen. Der 8. Mai 1945 war ein Wendepunkt, ein Symbol der Hoffnung nach einer Ära des Schreckens. Es ist unsere Pflicht, die Bedeutung dieses Tages in die Gegenwart zu tragen und praktisch anzuwenden, vor allem da wir heute mit Herausforderungen wie Populismus, rechtsextremen Tendenzen und Geschichts-revision-ismus konfrontiert sind.

Die erste konkrete Maßnahme ist die Stärkung der Bildung. Es ist unerlässlich, dass wir in unseren Schulen eine tiefgründige und umfassende Geschichtsbildung gewährleisten, die nicht ausschließlich Fakten vermittelt, sondern zur kritischen Reflexion anregt. 

Frank: Es geht darum, junge Menschen zu befähigen, Parallelen zwischen der Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart zu ziehen und zum kritischen Diskurs anzuregen.

Dani: Weiterhin müssen wir den Dialog zwischen den Generationen fördern, indem wir den Austausch zwischen Zeitzeugen und Jugendlichen intensivieren. Persönliche Erzählungen haben eine Kraft, die bloße Zahlen und Daten nicht erreichen können. Sie vermitteln emotionale Erfahrungen und lassen den Schrecken der Vergangenheit, aber auch die Freude über die Befreiung greifbar werden. Ich bin da ja total dankbar, dass mein Opa mit 95 nicht nur fit ist, sondern auch viel erzählt hat. Frank – hast du da auch Zeitzeugen?

Frank: Klar, die weiblichen Mitglieder meiner Familie haben das Ende des Schreckens persönlich miterlebt. Meine Mutter Gerda hat mit ihren beiden Schwestern Gertraude und Inge – die drei haben das miterlebt. 

Dani: Ja, liebe Grüße an Gerda an dieser Stelle.

Frank: Das richte ich aus. Vielleicht hört sie ja auch diese Folge auf der Kiste in der Küche.

Dani: Ich glaube, das ist auch echt wichtig, dass wir uns mit den Dingen beschäftigen. So, wie Gerda sich mit den neuen Medien beschäftigt, dass wir anderen uns auch mit der Vergangenheit beschäftigen, die vor unserer Zeit war.

Echt wichtig ist auch noch, dass wir als Gesellschaft Zivilcourage zeigen und jegliche Formen von Extremismus aktiv bekämpfen. Dies geschieht nicht nur durch die Rechtsprechung, sondern auch durch die Unterstützung von Initiativen und Organisationen, die sich der Prävention von Radikalisierung und der Förderung von Demokratie verschrieben haben.

Frank: Ein weiterer Schritt ist die Stärkung unserer Erinnerungskultur. Gedenkstätten, wie die KZ-Gedenkstätten, sind Orte des Lernens und der Reflexion. Sie zu erhalten und für alle zugänglich zu machen, ist eine Aufgabe, die wir ernst nehmen müssen. 

Dani: Unbedingt – dabei sollten wir neue Formen des Gedenkens fördern, die auch digitale Medien und soziale Netzwerke einbeziehen, um insbesondere junge Menschen zu erreichen.

Frank: Schließlich geht es darum, aktive Teilhabe an demokratischen Prozessen zu fördern. Der beste Schutz gegen die Schrecken der Vergangenheit ist eine starke, lebendige Demokratie, in der sich alle Menschen gehört und repräsentiert fühlt. 

Dani: Dies erreichen wir durch Transparenz, offene Kommunikation und die Bereitstellung von Plattformen für Partizipation.

Durch diese Schritte bleiben wir nicht nur in der Vergangenheit verhaftet, sondern nutzen unser Wissen als Kompass für eine Zukunft, in der die Freiheit und Würde jedes Menschen respektiert und verteidigt wird. Am 8. Mai ist es an uns, die Flamme der Erinnerung am Leben zu halten und das Vermächtnis der Befreiung in Handlungen zu übersetzen, die unsere Welt heute und morgen positiv prägen.

Frank, ich denke, dass das Angedenken an den 8. Mai uns ständig daran erinnert, wie wertvoll und doch zerbrechlich unsere Freiheit ist. Es liegt an uns, diese Freiheit zu bewahren – nicht nur in Worten, sondern in Taten.

Frank: Deshalb nennen wir es auch den Tag der Befreiung. Es ist ein Tag, der Freiheit und Demokratie feiert und uns daran erinnert, wie kostbar diese Werte sind.

Dani: Der 8. Mai als „Tag der Befreiung“ wurde maßgeblich durch den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in seiner Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 geprägt. In seiner historischen Rede vor dem Deutschen Bundestag bezeichnete von Weizsäcker den Tag ausdrücklich als einen „Tag der Befreiung“ und betonte damit, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Kapitulation Nazideutschlands für Deutschland und die Welt nicht nur das Ende einer unfassbaren Leidenszeit, sondern auch die Befreiung von der menschenverachtenden Tyrannei des nationalsozialistischen Regimes bedeuteten.

Frank: Indem er den 8. Mai als Tag der Befreiung charakterisierte, forderte von Weizsäcker die Deutschen auf, sich mit der vollen Tragweite der Vergangenheit auseinanderzusetzen und die Verantwortung für die von Deutschland ausgegangenen Verbrechen anzuerkennen. Er stellte klar, dass dies keine Niederlage, sondern eine Befreiung war – eine Befreiung vom Nationalsozialismus und von einem verbrecherischen System, das Krieg und Völkermord über Europa und die Welt gebracht hatte.

Dani: Die Folgen dieser Rede waren von großer Bedeutung. Sie trug wesentlich dazu bei, die Sichtweise auf das Kriegsende in Deutschland zu verändern. Vor dieser Rede war der Fokus oft eher von der Perspektive der Niederlage und des Leidens der Deutschen geprägt. Von Weizsäckers Worte halfen hingegen, eine Perspektive des Nachdenkens und der moralischen Verantwortung zu etablieren.

Frank: Weiterhin verstärkte sie das kollektive Bewusstsein und die Erinnerungskultur in Bezug auf die nationalsozialistischen Verbrechen und die Auseinandersetzung mit der Schuldfrage. Die Rede bildete einen wichtigen Impuls in der historischen Aufarbeitung und leistete einen bedeutsamen Beitrag zur Demokratie- und Friedenserziehung in Deutschland. Sie beeinflusste zudem die öffentlichen Diskurse über Vergangenheitsbewältigung und legte den Grundstein für Versöhnungsprozesse und die Vertiefung der europäischen Integration.

Der 8. Mai als Tag der Befreiung ist somit auch eine Erinnerung, dass die Freiheit und die demokratischen Werte, die wir heute genießen, nie als selbstverständlich betrachtet werden dürfen und dass es nötig ist, sich aktiv für ihre Bewahrung einzusetzen.

Dani: Und diese Werte stehen heute vor neuen Herausforderungen. Populismus, rechtsextreme Tendenzen, und Versuche der Geschichtsklitterung – sie alle testen die Stärke unserer Demokratie.

Frank: Der Tag der Befreiung ist auch eine Aufforderung an uns alle, wachsam zu bleiben, aufzustehen gegen Intoleranz und Hass. Es geht darum, gemeinsam gegen die Kräfte anzukämpfen, die unsere Gesellschaft zu spalten versuchen.

Dani: Richtig, Frank. Es ist ein Tag, der uns an unsere Verantwortung erinnert – und in Verantwortung steckt das Wort ANTWORT. Es ist wichtig, die Geschichte nicht zu vergessen – sie ist die Antwort, daher müssen wir auch aus ihr lernen. Wir müssen aktiv an einer Gesellschaft arbeiten, die auf Inklusion basiert, die Vielfalt schätzt und allen Menschen gleiche Rechte gewährt.

Frank: Dani, was können wir tun, um die Bedeutung dieses Tages in unsere heutige Zeit zu tragen?

Dani: Wir können Bildungsprogramme fördern, die jungen Menschen die Geschichte näherbringen und aufzeigen, wie wichtig es ist, für unsere Freiheit einzustehen. Wir können Plattformen schaffen, auf denen Überlebende und Zeitzeugen ihre Geschichten teilen, damit wir nicht vergessen.

Frank: Und wir können uns in unserem persönlichen und politischen Handeln immer wieder von den Prinzipien leiten lassen, die uns der 8. Mai ins Gedächtnis ruft: Demokratie, Menschenrechte, ein friedvolles Miteinander.

Der 8. Mai als Tag der Befreiung gewinnt vor dem Hintergrund des Populismus und des Geschichtsrevisionismus, insbesondere etwaiger Strömungen innerhalb der Partei Alternative für Deutschland, eine besondere Bedeutung und Dringlichkeit.

Populistische Bewegungen und Parteien wie die AfD neigen oft dazu, die Geschichtsaufarbeitung zu relativieren oder die Schwere der Verbrechen des Nationalsozialismus zu verharmlosen. Solche Tendenzen können sich in Äußerungen zeigen, die das Gedenken an die Verbrechen des Holocaust und den Nationalsozialismus in Frage stellen oder diese als weniger bedeutsam darstellen wollen.

Dani: Der 8. Mai als Tag der Befreiung ist in diesem Kontext eine klare Absage an solche revisionistischen Bestrebungen. Die Betonung des Tages als Befreiung erinnert daran, dass mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Naziregimes die Beendigung von systematischer Unterdrückung, Völkermord und Krieg erreicht wurde. Es ist ein Datum, das für die Ablehnung von Diktatur, Hasspolitik und rassistischer Ideologie steht – sämtlich Kernpunkte, die deutlich machen, weshalb derartige politische Ansätze unserer modernen und pluralistischen Gesellschaft entgegenstehen.

Gegen den Populismus, der sich oft durch einfache Antworten auf komplexe Fragen, das Ausnutzen von Ängsten und die Spaltung der Gesellschaft auszeichnet, setzt der Tag der Befreiung ein Zeichen für umfassende historische Bildung, kritische Auseinandersetzung und die Förderung von Toleranz und Menschlichkeit.

Frank: Die Erinnerung an den Tag der Befreiung ist daher auch eine Verpflichtung, demokratische Werte wie Meinungsfreiheit, Respekt vor Minderheiten und die Unantastbarkeit der Menschenwürde stetig zu verteidigen und sich gegen jegliche Form von Extremismus und Demagogie zu stellen.

In heutigen Kontroversen um Erinnerungskultur und Geschichtsverständnis fordert der 8. Mai dazu auf, wachsam zu sein und demokratische Institutionen zu stärken. Die Erinnerung an und die Reflexion über diesen Tag muss Hand in Hand gehen mit einer entschlossenen Verteidigung der historisch gewonnenen Werte – ein Bollwerk gegen Kräfte, die versuchen, die Geschichte umzudeuten oder für ihre eigenen politischen Ziele zu instrumentalisieren.

Dani: In diesem Sinne ist der Tag der Befreiung eine beständige Mahnung, aber auch ein Leuchtturm der Hoffnung. Hoffnung darauf, dass wir, wenn wir unsere Geschichte kennen und achten, eine bessere Zukunft für alle schaffen können.

Frank: Dankeschön, dass Ihr heute dabei wart und diesen wichtigen Moment mit uns geteilt habt. Es ist essenziell, dass wir gemeinsam für eine Welt eintreten, in der Freiheit und Gerechtigkeit für jeden gelten.

Dani: Bis zum nächsten Mal, bleibt engagiert und mutig – denn Demokratie lebt von der aktiven Teilhabe jedes Einzelnen von uns.

Weiterführende Informationen zur Episode

Hintergrundinfos zum 8. Mai

Über die Politik der NSDAP und ein Vergleich mit Heute

Über die Psychologie der Kommunikation von Populisten

Von admin

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